Ab jetzt digital – oder zurück zu „normal“?

Wie gehen Studierende mit dem digitalen Lernen und Zusammenarbeiten während der Coronasemester um? Das und mehr wird in diesem Forschungsprojekt am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Abteilung Soziologie unter der Leitung von Yvonne Scheit M.A. untersucht. Ein Dissertationsprojekt, betreut von Prof. Dr. Blasius.

Das Projekt

Warum musste erst Corona kommen, damit die digitalen Möglichkeiten des Studierens an der Universität von den Studierenden genutzt wurden? Tatsächlich nutzten viele Bonner Studierende noch im Wintersemester 2019/2010 sehr wenige digitale Formate für ihr Studium und nur einige erledigten damals schon vieles im Studium digital. Welche Auswirkungen haben die gezwungenermaßen digitalen Semester auf die Wahrnehmung und Nutzung digitaler Formate im Studium durch Studierende? Wie hat sich der Bezug zur Digitalität und deren Wahrnehmung verändert? Konnten Unsicherheiten abgebaut werden? Haben sich Kompetenzen und Fähigkeiten der Studierenden angeglichen? Und wie wird es in Zukunft sein? Wird es ein "Zurück zur Normalität" geben? Wie sehen die Studierenden die Zukunft der Lehre in Bonn?

Diese und weitere Fragen untersucht das Forschungsprojekt "Ab jetzt digital - oder zurück zu "normal"?". Datenbasis des nun seit 2 Jahren laufenden Projekts sind drei Befragungen mit N= 1456, N =601 und N=2497 Studierenden der Universität Bonn, kombiniert mit acht Interviews mit Studierenden und zwei Expertinnen der (digitalen) Didaktik. 

Neues digitales Arbeiten - neue Herausforderungen

Für die Studierenden eröffnen digitale Technologien vielfältige neue Möglichkeiten, aber sie müssen sich auch neuen Herausforderungen stellen.

 

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© Pixabay
Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler arbeiten hinter einer Glasfassade und mischen Chemikalien mit Großgeräten.
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Ausgleich, Rückzug, Überwindung

Mit den Herausforderungen gehen Studierdende sehr unterschiedlich um. Rückzug und Vermeidung zeigen sich oftmals in stummen, schwarzen Kacheln in Lehrveranstaltungen und flüchtenden Studierenden bei angekündigten Breakout Sitzungen. Andere Studierende übernehmen in Diskussionen oder Gruppenarbeiten aktiv Moderationsrollen und lassen auch ihre Kameras an, wenn viele andere ausgeschaltet sind. Einen Ausgleich verschiedener Schwierigkeiten, die digitale Interaktion mit sich bringt, finden Studierende unter anderem in der Selbstorganisation per Instant Messaging.

Welche Eigenschaften digitalen Lernens und digitaler Interaktion es genau sind, die den Studierenden Schwierigkeiten bereiten und wie die Unterschiede zwischen den Studierenden im Umgang damit erklärt werden können, ist ein Teil des Forschungsprojektes, der zuletzt auch zeigen soll, wie Lehre digital oder mit Hilfe von digitalen Elementen partizipativ und interaktiv gestaltet werden kann, sodass alle Studierenden mitgenommen werden. 

Konkret werden verschiedene Bereiche betrachtet. Mikrosoziologisch ist vor allem interessant, was digitale Interaktion eigentlich so anders, so unnatürlich macht. Aus der tiefgehenden und systematischen Analyse der sowohl qualitativen als auch quantitativen Daten werden fünf Charakteristiken präsentiert. Aus diesen ergeben sich vielfältige Folgen für die Studierenden. Aber auch der Bezug zu Technik, die Adaption digitaler Technologien, die Wahrnehmung der Digitalisierung werden untersucht.

- Was ist so anders, so schwierig an digitaler Interaktion? (5 Charakteristiken und ihre Folgen)

- Welche digitalen Technologien (Geräte, Apps, Programme, Formate) nutzen Studierende und warum nutzen manche ein breites Sprektrum, andere dagegen nur ein Minimum? (Korrespondenzanalyse). Warum werden manche Formate nicht genutzt, obwohl sie angeboten werden (z.B. Breakout Rooms)

- Sind Studierende der heutigen Generation quasi automatisch technisch und digital affin (Digital Nativism), gewappnet für das digitale Lernen und Arbeiten? 

Das Forschungsprojekt

Es wurden für das Projekt:

- drei quantitative Befragungen (2020, 2021 & 2022) durchgeführt, wovon die ersten beiden eine Panelbefragung darstellen, zur Messung vor und während Corona. Der Link zur dritten Befragung wurde über den Verteiler an alle Studierenden verschickt, wodurch fast zweitausend Studierende erreicht werden konnten. 

+ offene Antwortmöglichkeiten (qualitativ) in allen drei quantitativen Erhebungen

- problemzentrierte Interviews (2021) mit Studierenden geführt (30 Minuten bis zweieinhalb Stunden)

- Experteninterviews (2022) geführt 

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© privat; Yvonne Scheit

Reichweite

... fast 4000 Studierende quantitativ befragt  (1. Befragung: 1456, davon 601 nochmals in der 2. Welle. In der 3. Befragung: 2497)

...die Meinungen, Hoffnungen, Wünsche von 1303 Studierenden qualitativ erfasst.

-> insgesamt 3000 (!) Einzelantworten auf die drei offenen Fragen, die am Ende des 3. Fragebogens im Frühjahr 2022 abgefragt wurden:

1. Wie digitale Interaktion (z.B. in Diskussionen oder Gruppenarbeiten) erlebt wurde

2. Was Lehrende für eine gute Zusammenarbeit zwischen Studierenden tun können

3. Wie zukünftige Lehre (nach Corona) gestaltet werden soll und was die Universität Bonn konkret dafür tun kann

+ Inhaltliche Vertiefung durch ausführliche Interviews mit bis zu zweieinhalb Stunden mit Studierenden und Expert:innen




Kontakt

Marcel Heinecke 

Lena Krzeminski

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